Ein kürzlich veröffentlichtes Briefing, das von den Low Impact Fishers of Europe (LIFE) und 29 weiteren Organisationen unterstützt wird, weist auf grundlegende Mängel in den wissenschaftlichen Gutachten hin, die für das Fischereimanagement in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich herangezogen werden. Das Dokument soll den verantwortlichen Entscheidungsträgern - darunter die Europäische Kommission, der Rat der EU, die Mitgliedstaaten, die britische Regierung und die dezentralen Verwaltungen - dabei helfen, sicherzustellen, dass die Gutachten zu den Fangmöglichkeiten die rechtlichen Verpflichtungen und Nachhaltigkeitsziele besser widerspiegeln.
Das Briefing, Teil eines umfassenderen SerieDas Briefing unterstreicht die wachsende Besorgnis darüber, dass die derzeitigen Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) sowie die Art der Anträge, die Fischereimanager an den ICES richten, nicht alle einschlägigen rechtlichen Anforderungen oder politischen Ziele vollständig widerspiegeln. In dem Briefing wird insbesondere ein stärker auf Vorsorge ausgerichteter, ökosystembasierter Ansatz gefordert, der die Erholung der Fischbestände unterstützt, die Gesundheit der Meeresökosysteme schützt und die langfristige Widerstandsfähigkeit angesichts von Belastungen wie dem Klimawandel gewährleistet.
Die Fischer sind mit niedrigen Quoten konfrontiert, und es besteht die Gefahr weiterer Schließungen, weil die Zielvorgaben in den wissenschaftlichen Gutachten nicht zweckdienlich sind, weil wir einfach darauf abzielen, zu wenige Fische in der Population zu belassen.
Wissenschaftliche Gutachten als Kernstück einer nachhaltigen Fischerei
LIFE und seine Partnerorganisationen argumentieren, dass wissenschaftliche Gutachten die Grundlage für ein wirksames Fischereimanagement bilden müssen. Zu diesem Zweck wird in dem Briefing für Gutachten plädiert, die ausdrücklich auf Bestandserholung, Vorsorge und Ökosysteme ausgerichtet sind, im Gegensatz zum derzeitigen Ansatz, der sich zu sehr auf die Bewertung einzelner Bestände konzentriert und nicht ausreichend auf umfassendere ökologische Wechselwirkungen und kumulative Belastungen eingeht.
Zu den Empfehlungen, die darauf abzielen, die Robustheit und Relevanz wissenschaftlicher Gutachten zu verbessern, gehören:
- Aufforderung an den ICES, festgestellte Mängel in seinem Beratungskonzept zu klären, Verbesserungen vorzuschlagen und vorläufige Leitlinien dafür anzubieten, wie bestehende Gutachten genutzt werden können, um rechtliche und politische Anforderungen zu erfüllen;
- Ausdrückliche Anerkennung der bestehenden Lücken im Beratungsprozess durch die Entscheidungsträger in der EU und im Vereinigten Königreich;
- Gemeinsame Anstrengungen der EU, des Vereinigten Königreichs und des ICES zur Entwicklung eines klaren und zeitlich begrenzten Fahrplans für die Lösung dieser Probleme;
- Anwendung zusätzlicher Vorsichtsmaßnahmen - einschließlich der Festsetzung von Fangmengen unterhalb der in den aktuellen Bestandsabschätzungen empfohlenen Höchstmengen - bis umfassendere Gutachten vorliegen.
Das übergeordnete Ziel besteht darin, sicherzustellen, dass Fischereientscheidungen durch Gutachten untermauert werden, die die Erholung der Bestände und die Gesundheit der Meeresökosysteme in Übereinstimmung mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Nachhaltigkeitsverpflichtungen der EU und des Vereinigten Königreichs umfassend unterstützen.
Ein konstruktiver Dialog mit Entscheidungsträgern
Das Briefing wurde kürzlich auf einem Treffen mit der EU-Kommission und der Generaldirektion Mare vorgestellt, an dem etwa 20 Organisationen teilnahmen, darunter nichtstaatliche Umweltorganisationen, drei Anglerorganisationen und LIFE sowie fünf Mitarbeiter der Europäischen Kommission. Die Diskussion bot eine wertvolle Gelegenheit, die in dem Dokument aufgeworfenen Fragen zu erörtern und Wege zu einer besseren Kohärenz zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis aufzuzeigen.
LIFE hat seine Absicht bekundet, sich weiterhin an diesem Dialog zu beteiligen und die Bemühungen um eine Stärkung der wissenschaftlichen Grundlagen des Fischereimanagements zu unterstützen.
Eine breitere wissenschaftliche Debatte
Parallel zu diesen Entwicklungen hat sich eine breitere wissenschaftliche Debatte über die Angemessenheit der derzeitigen Beratungsstrukturen entwickelt. Eine aktuelle Veröffentlichung des GEOMAR in Wissenschaft ein "systemisches Versagen" beschrieben im europäischen Fischereimanagement, was darauf hindeutet, dass nur politisch unabhängige, ökosystembasierte Fangbeschränkungen eine dauerhafte Lösung für die Überfischung in EU-Gewässern bieten können. Der ICES hat inzwischen auf diese Kritik reagiert, einen weiteren Austausch innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft darüber, wie Ökosystemüberlegungen am besten in Fischereigutachten integriert werden können.
Während dieser Dialog fortgesetzt wird, trägt das von LIFE und seinen Partnern unterstützte Briefing zu der wachsenden Forderung nach wissenschaftlichen Gutachten bei, die stärker auf ökologische Realitäten und rechtliche Verpflichtungen abgestimmt sind. Es unterstreicht die Notwendigkeit von Transparenz, Rechenschaftspflicht und einem stärker integrierten Ansatz für die Bereitstellung und Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der Entscheidungsfindung in der Fischerei.
Wir betonen, dass die Fischer mit weiteren Schließungen nicht leben können. Die wissenschaftlichen Gutachten müssen so angepasst werden, dass sie eine Analyse liefern, die das Wachstum der Bestände begünstigt und das Risiko niedriger Biomasseniveaus deutlich senkt.